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DIPOL, RIPOL, IPOL, OB, usw.
Dazu oft gestellte Fragen (FAQ) !
Auch zu diesen Gehäuseformen erscheinen in Beratungen per EMail oder am
Telefon oft die gleichen Fragen und ich begegne regelmässig unsinnigen
Denkmustern, die ich hiermit global ausräumen möchte.
Die weitverbreitete Wunschvorstellung bzgl. Lautsprecherparametern liegt
hier jedoch näher am reellen Optimum als beim Thema
URPS.
Dennoch bleiben ein paar Parameter, bei denen unrelevante oder sogar
nachteilige Werte gewünscht werden !
- "Ich suche einen 38er mit fs < 40Hz, Qts ca. 1, SPL > 102dB/W !"
Solche unrealistischen Wünsche werden nur im Märchen erfüllt !
Ein 38cm-Bass kann realistischerweise z.B. folgende Daten besitzen :
Bsp.1) fs = 40Hz, Qts = 0.7, SPL=96dB
Wünsche ich mir niedrigere fs bei gleichem Qts, ist zwangsläufig
der Antrieb und damit SPL schwächer (100dB gehen dann also nicht !) :
Bsp.2) fs = 20Hz, Qts = 0.7, SPL=ca. 93dB
Wünsche ich mir bei gleicher fs einen höheren Qts, ist ebenso
zwangsläufig der Antrieb und damit SPL schwächer (100dB gehen
dann auch nicht !) :
Bsp.3) fs = 40Hz, Qts = 1.2, SPL=ca.94dB
Wünsche ich mir unbedingt hohen SPL, muss ich zwangsläufig
entweder höhere fs oder niedrigen Qts oder beides gleichzeitig
akzeptieren :
Bsp.4) fs = 50Hz, Qts = 0.5, SPL=ca. 98dB
Natürlich wird es immer Hersteller geben, die angeben, was technisch
gar nicht machbar ist. Aber bitte nicht alles glauben und das Gehirn
eingeschaltet lassen !
Und wenn ich in diesem Zusammenhang einen Parameter "verbessern" will, ohne
die anderen zu verschlechtern, muss ich einfach im Durchmesser eine Nummer
mehr nehmen ...
- "Man sagt, die Eminence Alpha Chassis seien gut für Offene Schallwände ?"
Chassis wie Eminence Alpha 12-15, die von OB-Fans immer wieder genannt
werden, sind dafür ziemlich schlecht geeignet ! Denn neben deren
ultraschwachen Antrieb haben die auch noch grottenschlechtes Hubvermögen ->
der hohe Qts aufgrund des schwachen Antriebs "verbraucht" viel Hub pro
Eingangssignal, "vorhanden" ist aber nur wenig ->
bei ein paar Watt ist das am Anschlag und verzerrt nur noch !
Vorteilhaft ist lediglich deren harte Aufhängung, die den Hub in
offenen Gehäusen reduziert. Und wenn Sie die Eminence trotzdem
wünschen, kann ich die Ihnen auch verkaufen.
- "Wären nicht fs = 20Hz und Qts = 0.7 ideal für Tiefgang in offenen Schallwänden ?"
Ein weiterer Denkfehler ist oft in der gedachten Übertragungskurve aus
den TSP (Q-Faktor-Kurven) : Diese werden so nur im geschlossenen
Gehäuse erreicht ! Wenn ich mir als Ziel setze, darüber eine
möglichst tiefgehende flache Kurve auszusuchen, erreiche ich im OB
Schiffbruch !
So stellen sich viele den Unterschied zwischen einem Chassis mit fs = 20Hz
und Qts = 0.7 und einem mit fs = 40Hz und Qts = 0.7 vor.
Nach Korrektur von Denkfehler 1 sieht es dann so aus :
Bei gleichem Durchmesser muss ein tiefer abgestimmtes Chassis
zwangsläufig leiser sein !
Und trotzdem würde es schon bei gleichem Eingangssignal mehr Hub
verbrauchen und wäre somit weniger pegelfest, so dass der Unterschied
in der Maximallautstärke noch deutlicher wird !
Denn für den Hubverbrauch sind zunehmenderweise die ganz tiefen
Frequenzen relevant.
Denkfehler 2 : Das Bisherige gilt nur für geschlossene Gehäuse,
das OB entspricht aber einem vorgeschalteten 6dB-Hochpass mit vielleicht
150 (hier dargestellt) oder 200 Hz unterer Grenzfrequenz. Dann ist es
belanglos und akustisch nicht mehr unterscheidbar, ob weitere abfallende
Knicke bei 20 Hz oder bei 40 Hz hinzukommen.
Bei 40 Hz sind beide Kurven schon mehr als 10dB unter Normalpegel. Alles
was noch leiser ist, geht für das Ohr unter !
Der Nachteil der gedachten 20Hz-Lösung durch Hubverbrauch und
geringere Pegelfestigkeit bleibt aber in vollem Umfang erhalten.
Wie man erkennt, ist der Wunsch nach niedriger fs eher nachteilig.
Vielleicht wären sogar fs = 60 Hz noch besser ?
Oder als Faustformel anders formuliert : Solange ihre Schallwandbreite
unterhalb von 2m bleibt, ist für die untere Grenzfrequenz einzig Ihre
Schallwand relevant !! Das Chassis bestimmt dann nur den Wirkungsgrad !
- "Was ist wichtiger: niedrige fs oder hoher Qts ?"
Beide Parameter sind gleich wichtig und dürfen nie isoliert einzeln
betrachtet werden. Relevant für die Wiedergabe ist nämlich der
Quotient fs/Qts (auch als EBP bezeichnet) :
Dieser Quotient ist proportional zur Stärke des resultierenden
Antriebs (in Relation zur vorliegenden Masse) und Antrieb ist nunmal
umgekehrt proportional zum Tiefgang !
Optimalerweise sollte man sich dafür einen Kompromiss wählen,
z.B. für Offene Schallwände optimal fs/Qts = ca. 50.
Unter den Chassis, die hier Vergleichbares bringen, z.B. 30Hz + Qts=0.6
oder 40Hz + Qts=0.8 ergeben beide fs/Qts von 50 und damit gleiche
"Bassfülle", würde ich hier das 40Hz-Chassis vorziehen, da es
durch die härtere Aufhängung weniger schwabbeln würde und
somit pegelfester wäre.
- "Wie gross sind denn die Rms- (Mms-) Werte ?"
Trotz meines sehr eindeutigen Kommentars bezgl. B*L auf der
URPS-Seite sind immer noch nicht alle
in der Lage, den Transfer zu ziehen, dass dies für alle mechanischen
Einzeldaten gilt.
Genauso dumm wie bei den URPS-Fans, die allzu oft nach B*L fragen,
ist es, nach Mms zu fragen, denn weder der Zähler noch der Nenner
allein haben Aussagekraft, sondern nur der Quotient aus Antrieb durch Masse !
Und dieser Quotient ist proportional zu EBP = fs/Qts, das Sie direkt aus
den TSP ablesen können, ohne Mms zu kennen !
Mechanische Primärdaten wie Rms, Mms und B*L sind für das
Übertragungsverhalten eines Lautsprechers nicht aussagefähig.
Erst in Verbindung mit zig weiteren Daten ergeben sich Verhältnisse,
aus denen man auf Qualität schliessen kann.
Daher hat man ja die Thiele-Small-Parameter eingeführt, mit
denen man einfach etwas anfangen und vergleichen kann !
Z.B. darf ein Chassis mit doppelt so viel bewegter Masse und doppelt so
harter Aufhängung auch doppelt so viel Rms als Absolutwert haben.
Die resultierenden Verhältnisgrössen fs und Qm wären
dann genau identisch, halt nur auf einem höheren mechanischem Niveau.
Und nur Qm lässt eine echte qualitative Aussage über die
mechanischen Verluste zu, Rms dagegen nicht (denkt an die PS-Zahl beim
LKW !) !
Der direkte Vergleich von absoluten mechanischen Primärdaten
führt daher zu Fehlentscheidungen. Deswegen stehen diese nicht in
meinen Datenblättern (jegliche komplette Parameter sind ja eh
indirekt über die Gleichungssysteme mitangegeben). Auch auf
hartnäckiges Nachfragen werde ich keine Werte nennen, sondern eher
mal mit einer Formel oder einem Verweis auf ein Rechenprogramm antworten.
Denn wer solche Werte allzu leicht geliefert bekommt, wird weiter nicht
nachdenken und seine Fehlentscheidungen treffen. Wer aber mehrmals eine
Berechnung eingetippt hat, bekommt ein Gefühl für die
Zusammenhänge und hat etwas gelernt !!
Und noch ein Hinweis für die Umdenker : Die Güte Qm hat eine
umgekehrt proportionale Ausrichtung wie Rms. Je höher Qm ist, desto
niedriger sind die mechanischen Verluste !
- "Wieviel Geräusche macht denn dieses Chassis ?"
Die Störgeräusche entstehen zwar durch Luftbewegungen am / im
Chassis, sind aber letzlich auch eine Folge Ihrer individuellen Schallwand !
Die gleichen Chassis arbeiten ja in anderen Konstruktionen zur vollsten
Zufriedenheit.
Um ein Chassis bei grossen Hüben störungsarm zu konstruieren,
gibt es Verbesserungsmöglichkeiten, denn die Ursache ist fast immer
die hinter Dustcap und Zentrierspinne komprimierte Luft (rot eingezeichnet),
die sich irgendwo herausquetschen muss.
Abhilfe bringen folgende Belüftungsmassnahmen (grün eingezeichnet) :
- (1) perforierter Membranhals : meist nur kleine Öffnungen
möglich
- (2) hinterlüftete Zentrierspinne : allseitig und grossflächig
möglich, optimal für diese Luftpolster
- (3) Polkernbohrung : einfache und wirkungsvolle Standardmassnahme
- (4) Magnetbohrungen : vorwiegend zur Spulenkühlung gedacht, aber
für die Luft hinter Zentrierspinne besser als Polkernbohrung
- (ohne) Phase Plug : ist auch kontraproduktiv, da Luftaustritt auf
der Membranvorderseite gegenphasig ist
Doch noch besser ist, Sie lösen das Problem an der Ursache und
verbreitern Ihre Schallwand durch z.B. Flügel.
Denn je mehr Sie deren akustischen Kurzschluss reduzieren, desto weniger
kurzgeschlossenen Blindschall brauchen Sie für die gleiche Menge
hörbaren Nutzschall. So reduzieren Sie bei gleicher Lautstärke
die Luftgeräusche und verbessern damit gleichzeitig Ihre untere
Grenzfrequenz.
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