Sie sind hier :
HTH-Startseite ->
Übersicht Theorieseiten -> L-Modelle
L-Modelle
Erklärungen zu den Induktivitäts-Parametern !
Jeder Lautsprecher, dessen Schwingspule auf eine bestimmte Ohmzahl gewickelt
werden soll, hat als Nebeneffekt auch ein induktives Verhalten.
Im Gegensatz zu kaufbaren Drosselspulen, wo der Innenwiderstand gering ist
und die gewünschte Induktivität genau und sehr konstant ist, ist
es bei Lautsprechern umgekehrt : Hier überwiegt der gewünschte
Innenwiderstand R, erst ab höheren Frequenzen bekommt die
Induktivität L massgeblichen Anteil.
Leider ist dieses L beim Lautsprecher nicht konstant, so dass man es durch
eine Ersatzschaltung von einem bedämpften und einem unbedämpften
L viel besser annähern kann.
Diese elektrischen Komponenten eines Lautsprechers stellt man in
Ersatzschaltbildern dar :
Lautsprechermodell mit einstufiger (links) oder zweistufiger (rechts) Induktivität.
Um die 3 Bauteile Cres, Rres und Lres, mit denen die Impedanzbeule bei der
Resonanzfrequenz nachgebildet wird, brauchen wir uns hier nicht zu
kümmern. Diese lassen sich perfekt aus den Thiele-Small-Parametern
rekonstruieren !
Das einstufige L-Modell :
Dies bildet bereits das bei höheren Frequenzen zunehmend induktive
Verhalten eines Lautsprechers nach. D.h., dass jeder Lautsprecher
sozusagen schon eingebaut seine eigene Frequenzweiche 1. Ordnung mitbringt.
Denn die Spule L bewirkt, dass bei hohen Frequenzen weniger Strom
durch den Lautsprecher fliesst.
Liegen in einem Datenblatt keine ausführlicheren Angaben vor, kann das
einstufige Modell durchaus gut zur Simulation verwendet werden. Bei
Hochtönern reicht das in der Regel auch vollkommen aus.
|
|
Das zweistufige L-Modell :
In der Realität haben Lautsprecher bei mittleren Frequenzen deutlich
höhere Induktivitätswerte als bei hohen Frequenzen, nämlich
ca. 1.5- bis 3-fach. Dies bildet man schaltungstechnisch dadurch nach,
dass zum L eine weitere bei tieferen Frequenzen wirksame Spule
L_lo in Reihe geschaltet wird, die dann für höhere
Frequenzen zunehmend durch deren parallel geschalteten Widerstand R_lo
überbrückt wird.
Im Vergleich zum 1-stufigen Modell fällt hier das L etwas kleiner aus,
da ja noch ein ca. 0.5- bis 2-faches bedämpftes L_lo hinzukommt.
Mit gut ermittelten Parametern des 2-stufigen Induktivitätsmodells lassen
sich die typischen existierenden Lautsprecherverhältnisse sehr realistisch
nachsimulieren.
|
In den von HTH erstellten A&D-Audio-Datenblättern sind die Parameter
für beide L-Modelle angegeben. Zu verwenden ist jedoch immer nur eines,
also entweder das einstufige oder das zweistufige !
Das HTH-Simulationsprogramm Weichen.Exe kann ab Version 5.4 beide L-Modelle,
also das einstufige und das zweistufige, simulieren !
Wofür benötige ich diese Parameter ?
- Für realistische Simulationen von Lautsprecherverhalten an
Frequenzweichen, insbesondere bei Trennungen "nach oben" (Tiefpässen).
Denn am oberen Ende seines nutzbaren Frequenzbereichs verhält sich
der Lautsprecher zunehmend induktiv.
- Für eine schnelle Eingabe in ein Simulationsprogramm. Mit nur
drei Zahlenwerten wie beim 2-stufigen L-Modell lässt sich bereits
ein fast perfektes Modell simulieren !
Noch besser wäre nur die Eingabe einer langen Tabelle von Impedanz
und Phasenwerten für möglichst viele Frequenzwerte. Aber hierzu
fehlen ablesbare Angaben in Datenblättern sowie standardisierte
Dateiformate.
Dass die Eingabe von nur zwei Impedanzwerten ohne Phase wie bei AJ-Horn
kein brauchbares Ergebnis liefern kann, versteht sich von selbst. Daher
fragen Sie mich bitte nicht nach diesem Nonsens ! Durch zwei Impedanzpunkte
kann ich unendlich viele realistische Kurven legen, die einen total
unterschiedlichen Verlauf besitzen können. Umgekehrt kann ich
aber aus den L-Modellen bei jeder gewünschten Frequenz genau Betrag
und Phase der Impedanz berechnen !
Wofür benötige ich diese Parameter nicht ?
- Für tief getrennte Subwoofer. Z.B. bei einer Trennung von 200 Hz
oder darunter kann ich jegliches induktives Verhalten ignorieren. Hier
reicht es nur mit dem Ohmschen Widerstand R (und natürlich den
Resonanzbauteilen) zu simulieren !
- Für direkt aktiv ohne passive Bauteile an Verstärker
angekoppelte Lautsprecher.
- Für Hochtöner sind diese Parameter allgemein weniger wichtig.
Denn Hochtöner werden nicht bis zum oberen Ende ihres nutzbaren
Frequenzbereichs eingesetzt bzw. dort zumindest nicht durch passive
Bauteile begrenzt, mit denen Wechselwirkungen entstehen könnten.
- Für Qualitätsaussagen : Egal ob in diesen Parametern hohe
oder niedrige Werte stehen, mit Qualität hat das nichts zu tun.
Hohe Induktivitäten schränken höchstens die Einsetzbarkeit
zu hohen Frequenzen hin ein.
L-Modelle im Praxis-Beispiel :
In dieser Grafik ist die real gemessene Impedanzkurve eines Chassis
(gelb markiert) dem Ersatzschaltbild mit einstufigem (magenta markiert)
und zweistufigem L-Modell (türkis markiert) gegenübergestellt.
Man sieht, dass beim einstufigen L-Modell eigentlich nur ein Schnittpunkt
(hier bei 20 kHz) mit der realen Kurve machbar ist. Würde man den
Schnittpunkt auf eine tiefere Frequenz legen, erhielte man die dort
grössere Induktivität des Chassis, aber zu hohen Frequenzen hin
würde die L-Modell-Kurve in magenta steil nach oben weglaufen.
Das zweistufige L-Modell kann über den gesamten Frequenzbereich
die langsam nachlassende Induktivität eines Chassis sehr gut nachbilden.
Lediglich kleine Resonanzspitzen wie hier bei 5 kHz lassen sich natürlich
nicht simulieren.
Der 20cm-Bass aus diesem Beispiel besitzt eine aussergewöhnlich hohe
Induktivität, was kennzeichnend für eine 4-Lagen-Schwingspule ist.
Andernfalls ist der induktive Einfluss nicht so deutlich und die Kurven liegen
dichter zusammen.
Und diese Modelle ermöglichen einen weiteren HTH-Qualitätscheck :
Neben dem Vergleich aus TSP-theoretischer Frequenzgangkurve und akustischer
Frequenzgangmessung, die bei mir oft sehr gut harmoniert (Quercheck 1),
habe ich durch diese L-Modell-Grafiken einen weiteren ähnlichen Check, da ich
hier die TSP-theoretische Impedanzkurve direkt der gemessenen gegenüberstelle.
Dies gibt mir noch mehr Sicherheit, dass meine TSP-Werte (zumindest für mein
Exemplar) nahezu perfekt gemessen sind ! Denn ansonsten wäre die aus
den TSP über obige Resonanzbauteile Cres + Rres + Lres berechnete
Resonanzbeule im Bereich von 20 bis 80 Hz nicht so deckungsgleich =
Quercheck 2 !
Formeltheorie : Und evtl. bin ich auch der Einzige, der den Einfluss
der Induktivität bereits bei der TSP-Messung mitberücksichtigt ?
Denn dadurch wird schon in der Theorie die Resonanzbeule, aus der die TSP
ermittelt werden, leicht asymmetrisch ! Messe ich deshalb vielleicht weltweit
TSP-Parameter am genauesten ?
© Copyright : HIGH-TECH-HIFI, Inh. T. Herget, Leipziger Str. 94, 36037 Fulda,
Tel./Fax/AB: 0661-9628197,
www.hth-lautsprecher.de,
hth-herget@web.de