Westweg : In 4 Etappen durch den Schwarzwald

1. bis 4. Mai 2014

Einladung

Jens Lukas, der DUV-Nationalteambetreuer Ultratrail, hat zum Freundschaftswettkampf vom 1. bis 4. Mai eingeladen : Abgelaufen wird der komplette Schwarzwald von Pforzheim bis Basel auf dem sogenannten "Westweg". Die 4 Tagesetappen von 63,4 + 85,8 + 75,6 + 59,4 km ergeben zusammen 284,2km mit heftigen 8530 Höhenmetern.
Zusätzliche Schwierigkeit : Ausser Wanderzeichen wird es keinerlei Streckenmarkierung und auch keine Verpflegungspunkte geben ! Mitnahme von Handy und Rucksack mit Getränken usw. ist also Pflicht. Da es Hobbyläufer unter diesen Bedingungen nicht schaffen würden, zum Abendessen an der Hütte einzutreffen, wurden nur schnelle Läufer im auf 20 Teilnehmer limitierten Lauf zugelassen. Jens Lukas selbst läuft auch mit.
In der Teilnehmerliste fanden sich neben mir, der sich mit aktueller Form in diesem Feld jedoch eher hinten einreihen muss, zahlreiche persönlich oder durch bisherige Leistungen prominent Bekannte. Auch dabei ist die aus Steinau an der Strasse stammende Ultraläuferin Carmen Hildebrand, die seit Jahren im Raum Basel wohnt.

Der Westweg

Der Westweg ist ein zertifizierter Fernwanderweg und markiert mit der roten Raute als Wanderzeichen. Unglücklicherweise sind die Zubringerwege mit einer gelben Raute markiert, was man anfangs oft als verblasstes rotes Wanderzeichen interpretiert.
Die Markierungen sind weitgehend durchgängig, nur ab und zu fehlt an Kreuzungen mal die Sicherheit oder auch danach ein Bestätigungszeichen.
Ab Titisee verzweigt der Westweg in West- und Ost-Variante, die aber beide in Basel enden. Wir liefen die Westvariante nach folgendem Weg, der hier im Streckenplan markiert ist.
Der Untergrund besteht zum grossen Teil aus alpin anmutenden Single-Trails. Kaum ist man mal 200m auf einem breiten Waldweg, zweigt die Route wieder ab.
Ab und zu wird auch die Route des Westwegs neu festgelegt und das funktioniert so :
Wenn irgendjemand einen noch holprigeren oder schlammigeren Abzweig des eh schon schlechten Weges findet, wird dieser als neue Route verwendet.
Dabei dürfte das nichtmal im Interesse der Wanderer liegen, denn diese wollen oft in 2er- oder 3er-Reihen nebeneinander gehen und sich unterhalten.
Ich bleibe dabei : Für uns Läufer wäre ein Radweg besser gewesen !

Unsere 4 Etappen


Am Start in Pforzheim Kupferhammer *1


Tag 1 km 16 : Vanni gibt die erste Runde *1


Tag 1 km 49 : Abstieg nach Forbach 700Hm runter und gegenüber wieder rauf *1


Tag 1 km 50 : über die Holzbrücke in Forbach *1


Tag 1 km 55 : An der Schwarzenbachtalsperre bereits wieder 700m hoch *1


Tag 1 km 60 : Der Turm auf der 1008m hohen Badener Höhe *1


Etappe 1 Pforzheim Kupferhammer - Bergwaldhütte Sand : Schon nach 1 km das erste Mal verlaufen, denn es gibt auch noch die rote Raute mit weissem Strich ! Das zweite Mal stehen wir dann bei km 6 im Ort Birkenfeld und müssen fragen. Später stellt sich heraus, dass Teilgruppen verschiedene Varianten gelaufen sind. Bei km 16 lockert sich die Stimmung als beim ersten Maifest einige abzweigen und Vanni eine Runde Bier spendiert.
Die ersten 20 km ist es noch trocken, dann regnet es mal stark mal weniger. Bei km 35 Hahnenfalzhütte nehme ich noch ein Radler. Wir sind schon 885m hoch, aber durch die gleichmässige Steigung hat man gar nichts davon gemerkt. Vom Hohlohturm auf 984m folgt ein unangenehm steiler Felsenabstieg nach Forbach und dann gleich wieder heftig rauf, bevor wir die letzten km ausrollen dürfen.
Die Laufschuhe haben bei der Strecke bereits gelitten und sind eingerissen !


Tag 2 km 9 : Auf der 1164m hohen Hornisgrinde *1


Tag 2 km 11 : Am Mummelsee liesse sich ein Nachmittag verbringen *1


Tag 2 km 64 : Ein kleiner Verlaufer kurz vor Hausach *1


Tag 2 km 66 : Ein Eis in Hausach auf 237m Höhe *1


Tag 2 km 77 : Der Huberfelsen auf 760m Höhe *1


Tag 2 km 79,5 : Der Karlstein auf 970m Höhe *1


Etappe 2 Bergwaldhütte Sand - Gasthaus Wilhelmshöhe bei Schonach : Die längste Etappe mit den meisten Höhenmetern ! Die Grüppchen verfestigen sich. Das Flüssigkeitsdefizit im Körper wird spürbar. Wenn ich zum Trinken anhalte, muss ich hinterher wieder ranlaufen, denn ich habe nicht wie die Anderen einen Trinkrucksack. Die Schlammpfade sind endlos. Hätte ich gewusst, dass die Strasse so lange parallel verläuft, dann ...
Am Brunnen bei km 43 sammeln sich Vorauseilende und Verfolger, doch man bricht wieder vereinzelt auf.
Noch eine unnötige Extra-Schikane, dann nähern wir uns der Einkehr im Hark-Hof, was uns 25 min. kostet, während andere weiterlaufen. Aber danach fühle ich mich besser. Auf schlechten Wegen geht es angeblich "tendenziell" bergab weiter.
Den extremen Anstieg hinter Hausach über den Farrenkopf beschliesse ich, nur zu gehen. Danach bin ich so platt, dass ich selbst auf den relativ flachen letzten 5 km nicht lange am Stück rennen kann. Auf den letzten 1,5 km beginnt es leider nochmal zu schütten.
Nach 11:21h im Ziel : so etwa müssen sich die langsamen Transeuropaläufer fühlen, die es auch nur gerade zum Abendessen schaffen !


Tag 3 km 9 : Schon wieder Trails ! *1


Tag 3 km 42 : hinein nach Titisee - endlich Zivilisation ! *1


Tag 3 km 43 : neben Christoph Lux am Titisee *1


Tag 3 km 47 : An der Schanze von Hinterzarten *1


Tag 3 km 58 : Am Feldberg gehts durch Schnee, Nebel, Wind, Kälte *1


Tag 3 km 75 : So steil 160 Hm nur zum Hotel bergab *1


Etappe 3 Gasthaus Wilhelmshöhe bei Schonach - Hotel Sonnenhang Wieden : Der Wetterbericht versprach kälteres aber trockenes Wetter. Vom 1150m hohen Brend bei km 10 merkt man keine Höhenmeter. Bei der Kalten Herberge km 22 durch mangelhafte Beschilderung der erste ca. 1 km-Umweg des Tages für unsere 3er-Gruppe und noch weitere Suche. 3 Verfolger schliessen auf und laufen die nächsten schlammigen km mit uns. Bei km 37 nochmal ein Gipfel, dann gehts bergab bis Titisee. Am Titisee nochmal 1 km und mindestens 15min auf der Suche nach dem empfohlenen Bäcker vertrödelt, dafür aber die Promenade besichtigt.
Nach Hinterzarten beginnt der Feldbergaufstieg : zuerst moderat, dann sogar km-lang fast eben, dann aber heftig steinig steil und unlaufbar. In der Kälte des 1493m hohen Feldberggipfels verlaufe ich mich durch ein definitiv falsches Schild nochmals mehr als 1 km und in dieser Richtung kam dann bald ein Westwegschild "Hinterzarten 8 km", also kürzer als unser Aufstieg ! Dadurch holt mich sogar Carmen heute zum zweiten Mal ein ! Im dichten Nebel kann man selbst den nur 50m entfernten Feldbergturm nur erahnen.
Tagelang begegnen wir immer wieder denselben Mountainbikern, die auch nicht schneller sind als wir.
Bei km 63 brauche ich auch noch eine grosse Toilettenpause, wonach Harald aufschliesst, dem ich aber im überwiegenden Bergablauf bis zum Ziel wieder 19 min abnehme.
Insgesamt war das etwas viel Pech und Zeitverlust am 3. Tag, aber nach 9:31h im Ziel !


Tag 4 km 1 : Einige solche Tore stehen am Westweg *1


Tag 4 km 8 : am 1380m hohen Belchen *1


Tag 4 km 24 : am 1167m hohen Blauen *1


Tag 4 km 46 : Die Burg Rötteln läd zum Verweilen ein *1


Tag 4 km 57 : So schön ist es in Basel an der Wiese ! *1


Tag 4 km 59 : Ich freute mich aufs Eis im Ziel *1


Etappe 4 Hotel Sonnenhang Wieden - Basel Tierpark Lange Erlen : Wir beginnen gleich mit Gehen, nämlich die 160 Hm vom Hotel hoch zum Westweg. Auf den ersten holprigen Bergabstücken bei km 5 und 10 muss ich vor Schmerzen meiner Haglund-Ferse abreissen lassen, komme aber jeweils wieder ran. Auf den letzten km sowie die ganze Woche danach bin ich schmerzfrei. Brauchen die Selbstheilungskräfte erst extremen Schmerzreiz zur Aktivierung ?
Von km 15 bis 20 folgt eine angenehme leicht abschüssige Trail-Rampe, dann der letzte hohe Berg : Nach Belchen und Blauen verlassen wir den alpinen Bereich.
Bei km 27 liegt ein Fotoapparat am Wegrand. Ich schleppe ihn 7 km mit bis zum Döner in Kandern, er ist von Jörg Schreiber. In dem Bereich werden auch die restlichen Frühstarter der langsamen Gruppe überholt.
In Kandern ist Markt. Da hätte ich Lust zu schlendern.
Nun im Flachland kommen noch 4 Anstiege, dann ist es geschafft. Der erste Anstieg ist die reizvolle Wolfsschlucht. Am zweiten 21 km vorm Ziel bereits ein Baselblick ! Als Highlight folgt noch die Burg Rötteln, der Blick auf Lörrach und vom letzten Anstieg der Blick zurück auf den Blauen und der Baselblick von Obertüllingen.
Im Grenzbereich nochmals verlaufen : Ich gehe einmal am Grenzhäuschen vorbei, sehe keine Westwegschilder mehr, laufe km-lang nach Richtungsgefühl bis ich jemand frage : "Der Park ist in der Schweiz." - "Ich bin doch in der Schweiz ?" - "Nein, Sie sind in Deutschland !". Also fast zurück. Diese ca. 2 km Umweg kosten mich 2 Tagesplätze und 1 Gesamtplatz !
Trotzdem insgesamt der schönste Tag !

Ergebnisse

Ausser Geröll, Wurzeln und Schlamm haben wir vom Schwarzwald nichts gesehen, denn man konnte nicht den Blick von der Strecke heben, ohne zu stolpern !
Ganz so schlimm war es doch nicht, aber mir war der Anteil nicht laufbarer Passagen eindeutig zu hoch. Die Schwierigkeit des Untergrunds, die Steilheit und die Bedingung eigener Rucksackverpflegung liessen kein hohes Durchschnittstempo zu. Auch einige Stürze sowie Umwege aufgrund mangelhafter Wanderwegbeschilderung blieben natürlich nicht aus.
Das Wetter hätte auch besser sein können : 3 von 4 Etappen waren trüb und regnerisch, am Feldberg erwartete uns z.B. Nebel, Wind und -1 Grad. Die Anforderungen waren so hoch, dass trotz ausgesuchtem hochwertigem Starterfeld nur 10 von 18 beabsichtigten Gesamtstartern (+ 1 Etappenläufer) durchkamen. Selbst die anfangs Führenden mussten mit sichtbar geschwollenen Entzündungen ("Shin-Splint") und anderen Wehwehchen aufgeben.
Zum Glück wurde der Wettkampfcharakter von den Teilnehmern nicht so eng gesehen, denn man musste zum Getränkenachschub ja auch einkehren.
So war man letzlich froh, überhaupt anzukommen. Es finishten :
1. Christoph Lux (Augsburg) 33:57h
...
5. Thomas Herget (LG Fulda) 35:29h
...
7. + 1.Frau Carmen Hildebrand (SSC Langnau) 39:10h
...
Positiv anzumerken ist, dass Jens Lukas gezeigt hat, dass selbst ein Etappenlauf minimalistisch organisierbar ist. Und die Länge war optimal auf die 4 Tage verteilt.

Laufberichte Thomas Herget, LG Fulda

Bildlegende :
*1 : Bilder von meiner Low-Quality-Mini-Kamera, die ich beim Laufen dabei hatte